Welche Fragetechniken sind im Coaching am hilfreichsten?
Fragen im Coaching sind wahre Kraftpakete. Sie dienen nicht nur dazu, Klarheit und Fokussierung zu erreichen, sondern sind auch unverzichtbar, wenn es darum geht, den Coachee auf seinem Weg zu unterstützen und zu fördern. Als effektive Fragetechnik sind sie ein wesentliches Instrument im Coachingprozess. Gezielte Fragen fördern einerseits die Kommunikation und Verständigung, andererseits stärken sie auch das Vertrauensverhältnis zwischen Coach und Coachee. So eröffnet der Coach Raum für neue Perspektiven und positive Veränderungen, die dem Coachee helfen, seine Ziele zu erreichen und sein Potenzial voll auszuschöpfen. Lies im Fazit, wie Du als Coach alle Fragetechniken für Dich nutzen kannst.
Inhaltsverzeichnis
1. Geschlossene und offene Frage
2. Die problemorientierte Frage
3. Die ressourcen- bzw. lösungsorientierte Frage
4. Die zielorientierte Frage
5. Die hypothetische Frage
6. Die Wunderfrage
7. Fazit
Geschlossene und offene Frage
Die Unterschiede der verschiedenen Fragetechniken liegen zunächst in der Ausrichtung auf Frageoptionen. Während geschlossene Fragen nur dort angewendet werden können, wo ich als Fragender eine kurze absichernde Bestätigung mit ja oder nein erhalten möchte („Habe ich Dich richtig verstanden, dass …“), stellen offene Fragen das Haupttool in der Gesprächsführung dar. Da der Gesprächspartner hier mit Inhalten antwortet, die seine Wahrnehmung und Erleben wiedergeben, ermöglichen offene Fragen in die Welt des Anderen einzutauchen und diese Welt zu verstehen.
Je nach Bedarf kann man die Orientierung der offenen Fragen so ausrichten, dass der Bereich beleuchtet wird, zu dem wir gerade mehr herausfinden oder vorangehen wollen. Die verschiedenen Formen der offenen Fragen unterscheiden sich in Fokus und Absicht, wobei wir in unseren beiden Coachingausbildungen zum Life & Business Coach und zum Business Coach 5 Fragetechniken als sehr wertvoll erachten.
Die problemorientierte Frage
• Problemorientierte Fragen ermöglichen einen Einblick in die aktuelle Situation und können eingesetzt werden, um besser zu verstehen, wo der Gesprächspartner im Moment steht und was ihm als Hindernis im Wege steht.
Beispiel: „Kannst du beschreiben, was das größte Hindernis ist, das du aktuell bei der Erreichung deines Zieles siehst?“
Die ressourcenorientierte bzw. lösungsorientierte Frage
• Ressourcenorientierte/lösungsorientierte Fragen zielen auf das Einbeziehen von Stärken und Ressourcen ab, um sie für das Entwickeln eines neuen Lösungsweges einzusetzen. Sie stärken die Person in ihrer Selbstwirksamkeit, da sie erarbeitet, welche Dinge sie bereits jetzt einsetzen kann, um eine positive Veränderung zu bewirken.
Beispiel: „Welche Stärken und Fähigkeiten hast du bereits, die du jetzt nutzen kannst, um einen Schritt in Richtung deines Zieles zu gehen?“
Die zielorientierte Frage
• Zielorientierte Fragen fokussieren sich auf einen gewünschten Zustand in der Zukunft und unterstützen dabei, sein Ziel für sich klar zu definieren.
Beispiel: „Wie sieht dein idealer Zustand aus, wenn du dein Ziel erreicht hast?“
Die hypothetische Frage
• Hypothetische Fragen dienen dazu ein Lösungsszenario durchzuspielen, indem sie erlauben, sich Situationen einfach vorzustellen ohne sie direkt zu bewerten. Diese Fragen erleichtern, eine Lösungsoption für sich zu reflektieren.
Beispiel: „Angenommen, du hättest die perfekte Lösung für dein aktuelles Problem, was wäre dann anders in deinem Leben?“
Die Wunderfrage
• Die Wunderfrage ermöglicht den Lösungszustand ohne Einbezug der aktuellen Situation mit den Sinnen zu erleben, und dadurch ganz in den Lösungsraum eintreten zu können. Diese Fragetechnik bietet sich immer dann an, wenn sich jemand in einer Problemtrance befindet und mit logik-basierten Herangehensweisen keinen Schritt Richtung Lösungsraum gehen kann.
Beispiel: „Wenn du heute aufwachen würdest und dein Problem von alleine gelöst wäre, was würdest du bemerken, dass anders ist?“
Fazit
Jede Technik hat ihren Nutzen, so auch Fragetechniken. Daher sehen wir einen wichtigen Teil unserer Coachingausbildungen in Frankfurt darin, Fragetechniken gezielt einzustudieren, um die unterschiedliche Wirksamkeit in der Rolle des Coaches, aber auch des Coachees zu erleben. Nichtsdestotrotz ist eine Frage etwas sehr lebendiges und sollte in einem Coaching nicht zu stark technisiert werden. Sich genau zu überlegen, welche Frage an welcher Stelle des Gesprächs nun richtig ist, wirkt oft mechanisch auf den Klienten und kann für das Gespräch hinderlich sein. Daher empfehlen wir, separates Üben der Fragetechniken, um ein Gefühl für die vielfältigen Qualitäten zu entwickeln, um dann im Coachinggespräch selbst intuitiv und lebendig arbeiten zu können. Eine Pause und Stille vor einer wirkmächtigen Frage ist aber sehr wohl ein gut geeignetes Mittel, um eine tiefgehende Reflexion beim Klienten zu erreichen. Vertrauen Sie dabei Ihrem Gespür und Ihrer Praxiserfahrung durch praxisnahen Ausbildungen und ihrer Kommunikationserfahrung als Coach.
Unsere ehemalige Teilnehmerin Tanja Bauer beschreibt ihre Anwendung von Fragetechniken so: „Ein Coaching mit offenen Fragetechniken zu starten, ist ein idealer Start. Der Coach zeigt aktiv Interesse am Problem des Coachees und hat die Möglichkeit, Informationen zu sammeln und mehr über den Coachee und seine Einstellungen zu erfahren. Offene Fragen gehen in die Tiefe und auch wortkarge Coachees können so zum Reden aktiviert werden. Achtung ist jedoch geboten, wenn ein Coachee in eine Problemtrance verfällt. Hier empfiehlt es sich eine geschlossene Frage zu stellen, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Im Gegensatz zur offenen Fragetechnik erlangt man bei der geschlossenen Fragetechnik die gewünschten Informationen. Die Antworten werden dem Coachee vorgegeben und verhindern weitere Diskussionen. Geschlossene Fragen werden gestellt, um Details zu klären, Entscheidungen zu treffen, Vereinbarungen festzuhalten oder das Gespräch auf den Punkt zu bringen. Auch Vielredner können dadurch unterbrochen werden. Geschlossene Fragen finden vor allem gegen Ende des Gespräches ihren Einsatz.“